Dietlind Langoff musste eine Weile nachdenken, bevor sie die Frage nach dem Wetter beantwortete. „Nein. Wenn ich mich richtig erinnere, war das eigentlich noch nie schlecht!“ Dabei hielt sie ein Tütchen in den Händen, in dem die Anerkennungen für die Schwimmer klapperten. In diesem Jahr waren es fröhlich bunte Schlüsselanhänger, an denen ein Flaschenöffner mit der Aufschrift baumelte „Ich war dabei! Glinder Elbebadetag 2023“. Nur einmal, nämlich 2012, wurde der Badetag infolge des regnerischen Wetters in den August geschoben“. (Vielleicht liegt Petrus’ Nachsichtigkeit ein bisschen am Sonnenkult, der seit langer Zeit zur Lichtmess gepflegt wird.) Die Veranstaltung musste allerdings mehrmals ausfallen: 2013 wegen zu viel und 2018 wegen zu wenig Wassers. Und dann 2020/21 wegen Corona und 2022 infolge der Nachwirkungen.
Um mit Elbebadetagen anderer Orte im Juli nicht ins Gehege zu kommen, veranstalten die Glinder ihr Elbeschwimmen immer an einem späteren Termin. Der war am vergangenen Sonnabend, als 74 Wagemutige bei 21 Grad Wassertemperatur die Elbe durchschwammen. Dabei wurden sie von Booten des Technischen Hilfswerks begleitet.
In der ersten Bootsfuhre saß der fitte Senior Gustav Fröhlich aus Barby, der mit sinen 75 Lenzen einer der ältesten Schwimmer war. Er gehört einer Generation an, für die Elbebaden nichts Besonderes war, obwohl der Fluss damals immer dreckiger wurde. "Bis 1961 gab es noch kein Schwimmbad in Barby, da blieb uns gar nichts anderes übrig.", so Fröhlich, der sich mit Enkel und Schwager in die Fluten stürzte. Der ehemalige Kanute erinnerte sich noch gut daran, wie er in den 60er Jahren mit Gleichaltrigen von Breitenhagen nach Barby schwamm (!), als ihr Zehnerkanadier zu Bruch ging. (Der Landweg wäre zu "kompliziert" gewesen.)
Im Schatten eines großen Bierzeltes saß man in Glinde in der ersten Reihe, um das Treiben auf dem Fluss zu beobachten. Ortsbürgermeister Norbert Langoff würdigte das Engagement der unterschiedlichen Akteure aus den Reihen der Feuerwehr, Angler und des Museumsvereins. Und er ermahnte die Eltern, auf ihre Kinder aufzupassen, besonders auf die, die noch nicht schwimmen konnten.
Unverzichtbar waren die Kameraden des Technischen Hilfswerks (THW), die mit zwei Booten und einer Rettungsschwimmerin das Geschehen absicherten. Gestartet wurde an der ostelbischen Pastorbuhne. Die heißt so, weil dort die gemeinsamen Glinde/Ranieser Pastoren an- und ablegten. Apropos, Ranies. Kiebitzten die Ranieser bisher recht unkomfortabel vom ostelbischen Ufer aus, hatten sie dieses Mal einen Pavillon mit Strandkorb auf einer Sandbank aufgebaut. Das THW spielte Wassertaxi. Ostseestrand war gestern...